Natalia Wiedmann: Blick und Berührung – Motive des Tierfreundschaftsfilms
Zahlreiche Kinderfilme handeln von einer besonderen Freundschaft zwischen einem Kind und einem Tier, sei es nun ein Hund oder ein Wolf, ein Pferd oder gar ein Drache. Auch über ihre zentrale Figurenkonstellation hinaus weisen diese Filme in der Regel Gemeinsamkeiten auf: Nach eine Skizzierung der gängigen Erzählstruktur konzentriert sich dieser Vortrag auf den Moment der ersten bedeutungsvollen Begegnung zwischen Tier und Kind und dabei auf die Inszenierung der ersten Berührung und des ersten Blickkontakts. Ein Vergleich verschiedener Szenen zeigt die Ähnlichkeiten in der Darstellung (z.B. die Einbindung von Point-of-View-Shots des jeweiligen Tieres) und stellt sie als typische Motive des Genres "Tierfreundschaftsfilm" heraus.
Die Bedeutung des Motivs vom "erwiderten Blick" für das Genre wird durch Berücksichtigung der diskursiven Dimension deutlich: Ausgehend von einem Text des französischen Philosophen Jaques Derrida verweist der Vortrag darauf, wie sich das Motiv in Beziehung zur kritischen Betrachtung gesellschaftlicher Mensch-Tier-Verhältnisse setzen lässt. Damit verbunden soll auch der medialen Dimension der Motivanalyse Rechnung getragen werden, indem das selbstreflexive Moment der Blickinszenierung aufgegriffen wird.