Klaus Maiwald: Transmediale Motivik als literaturdidaktische Kategorie
Allgemein ist ein Motiv die kleinste bedeutungsvolle Einheit eines literarischen Textes. Dabei ist ein Motiv, etwa der ‚Teufelspakt‘, abstrakter als der konkrete Stoff (Faust), aber konkreter als das abstrakte Thema (menschliche Verführbarkeit). Unterscheiden lassen sich Typen-, Situations-, Raum-, Zeit- und Dingmotive (vgl. Doering 2007, 514). Betrachtet man Motive indes nicht nur als ‚kleine Bedeutungseinheiten‘ und lediglich innerhalb ein und desselben Textes, öffnen sich beträchtliche literaturdidaktische Potenziale. Denn gerade in ihrer transmedialen Präsenz erweisen sich Motive nicht nur als Texteinheiten, sondern als Ausdruck anthropologischer Grundsituationen (vgl. Kurwinkel / Jakobi 2019 i. Dr.). Ausgehend von einem Aufgabenbeispiel aus den Bildungsstandards Deutsch für die Allgemeine Hochschulreife (BDAH 2012, 122ff.), wird gezeigt, dass das Motiv bzw. transmediale Motivik – nicht erst in der Sekundarstufe II – zur didaktischen Fundierung und Systematisierung eines Mediengrenzen überschreitenden sowie gegenstands- und subjektorientierte Ziele integrierenden Literaturunterrichts geeignet ist.