Christine Lubkoll: Thematologie Intertextualität Transmedialität. Theoretische Zugänge zu einer kinderliteraturwissenschaftlichen Betrachtung des literarischen Motivs

Das Forschungsfeld der Thematologie stand lange Zeit in Verruf. Als Gründe hierfür wurden – in jahrzehntelangen Debatten insbesondere der deutschsprachigen Literaturwissenschaft – begriffliche Unschärfen genannt (vor allem im internationalen Vergleich); außerdem wurde immer wieder der Vorwurf der positivistischen ‚Stoffhuberei‘ verhandelt (Beller 1970; Bisanz 1973; Frenzel 1993; Müller-Kampel 2001). In jüngerer Zeit hat sich die Bezeichnung allerdings weitgehend etabliert. Dies liegt vor allem an der zunehmenden Fokussierung auf problemorientierte Betrachtungsweisen und an einer verstärkten theoretischen Anschlussfähigkeit. Narratologische, intertextualitäts- und intermedialitätstheoretische, kulturwissenschaftliche, ikonographische und diskursgeschichtliche Ansätze machen die Auseinandersetzung mit literarischen Stoffen, Motiven und Themen spannend und fruchtbar.
Der Vortrag versucht in einem ersten Schritt eine terminologische Durchdringung des Gegenstandsbereiches auf der Grundlage der genannten Theorieansätze. Im zweiten Schritt konzentriert er sich – mit Blick auf das Tagungsthema – auf den Aspekt der 'Transmedialität' (I. Rajewsky), also eine medienübergreifende Ausprägung der Wirkungsmacht des literarischen Motivs. Gerade in der Kinder- und Jugendliteratur eignet sich das so verstandene Motiv aufgrund seiner Einprägsamkeit und relativen ikonographischen Konstanz als Orientierungsmodell und diskursbegründende Impulsfunktion. Dies soll in einem dritten Schritt am Beispiel des Freundschaftsmotivs in Romanen Erich Kästners und ihrer Verfilmungen (1950er Jahre; um 2000) aufgezeigt werden, um so nicht zuletzt auch die historische Dynamik transmedialer Motivarbeit zu verdeutlichen.