Virtual Reality als Körpererfahrung


Virtual Reality (VR) ermöglicht durch die explizite Bezugnahme und Adressierung somatischer  Rezeptions- und Handlungsmodi eine sinnlich erfahrbare Immersion von hoher Intensität. Dieses Erlebnis des "Eintauchens" ist inzwischen einem breiten Publikum zugänglich. Das Medium lotet dabei Darstellungs- und Erlebnisstrategien in allen Bereichen des Unterhaltungssektors aus und erschließt in rasantem Tempo neue Felder. Auch den Film gestaltet VR in diesem Prozess mit und modelliert diesen als hybride und erfahrbare Storywelt.
Im Zuge dieser Entwicklungen findet das Medium sowohl Eingang in die Medienkultur von Kindern und Jugendlichen als auch, nicht zuletzt aufgrund lerntheoretischer und -praktischer Potentiale, in die Klassenräume. Fragen nach der Gestaltung und dem Effekt derartiger Angebote werden in diesem Zusammenhang insbesondere dringlich. Dies gilt erst recht für phänomenologische Fragestellungen nach dem Erleben des Mediums, die das Desiderat der medienbestimmenden Ordnungen einschließen.
Hier setzt das Dissertationsvorhaben an, das in einem zirkulären Forschungsprozess und basierend auf einem VR-Filmanalysemodell empirisch-qualitative Kategorien des ästhetischen Medienerlebens im VR-Film ermittelt. Kategorische Ordnungen des Mediums – Bild, Ton, Narration und Interaktion – werden im Forschungsprozess rezeptionsästhetisch ausdifferenziert und erweitert, um das Medium des VR-Films analytisch erfassen zu können. Das skizzierte Instrumentarium bildet überdies die Basis, eine Theorie des ästhetischen Medienerlebens von Kindern und Jugendlichen im VR-Film zu generieren. Von zentraler Bedeutung wird es sein, die analytischen Ordnungen des Mediums sowie die Erlebnis- und Erfahrungsdimensionen in der Virtual Reality auf Grundlage einer interdependenten Perspektive auf Körper und Geist als solche von verkörperungstheoretischer Qualität zu modellieren und letzteres vor dem Hintergrund der Medienbildung zu reflektieren.
Das Vorhaben konzentriert sich in der Wahl der Teilnehmer*innen der empirischen Datenerhebung auf sowohl Kinder als auch Jugendliche, um die unterschiedlichen Rezeptionsvoraussetzungen und -bedingungen beider Entwicklungsphasen berücksichtigen zu können. Die Arbeit versteht sich als Grundlegung für daran anknüpfende mediendidaktische Überlegungen und verortet sich durch die Wahl der Gegenstände, des methodischen Vorgehens, der Stichprobe und des theoretischen Rahmens als interdisziplinäres Projekt an der Schnittstelle zwischen der Kinder- und Jugendmedienforschung und der ästhetischen Medienbildung. (Juli 2020)


Sabrina Tietjen (M.Ed.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-Projekt „Schnittstellen gestalten“ an der Universität Bremen. Seit 2016 ist sie Promotionsstudentin und als Lehrbeauftragte im Fachbereich 10, Germanistik, tätig. Sabrina Tietjen studierte Germanistik/Deutsch, Kunstpädagogik und Erziehungswissenschaften. Mit einer empirischen Forschungsarbeit zur Visualisierung von Reflexionsprozessen im Kunstunterricht schloss sie ihr Master of Education-Studium für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen an der Universität Bremen ab. Im Anschluss an ihr Studium unterrichtete sie an einer Bremer Oberschule und beriet als ausgebildeter Schreibcoach Studierende zum wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben.

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