Literarisches Lernen mit Ludonarrationen. Die Figur im narrativen Computerspiel als Gegenstand literarischen Kompetenzerwerbs


Die (literarische) Figur findet als transmediales Phänomen eine medienspezifische Umsetzung im digitalen Spiel, ist als solche für die Grundschule jedoch kaum als Unterrichtsgegenstand modelliert. Diese Nichtbehandlung digitaler Spiele steht im Widerspruch zu den Lebenswelten von Kindern, in denen das Computerspiel längst einen festen Platz eingenommen hat. Ein Literaturunterricht, der auf die Lebenswelt der Lernenden Bezug nehmen und der Forderung nach schulischer Medien- und Computerspielbildung gerecht werden möchte, benötigt didaktische Konzepte und theoretisch fundierte Unterrichtsentwürfe zur Nutzung und Reflexion digitaler Spiele. Das Dissertationsprojekt bearbeitet dieses Forschungsdesiderat.
Ziel ist es, die ludonarrative Figur (die Figur im narrativen Computerspiel) als Gegenstand literarischen Lernens in der Grundschule nutzbar zu machen und gegenstandsspezifische Lehr-Lernprozesse zu verstehen. Als Design-Based-Research-Studie gliedert sich das Projekt in drei Hauptaspekte, die im Forschungsprozess zyklisch ineinandergreifen:
Erstens wird auf fachwissenschaftlicher Ebene die ludonarrative Figur hinsichtlich ihrer Ludizität, Medialität und Narrativität als Hybridkonstruktion modelliert.
Zweitens entsteht auf fachdidaktischer Ebene ein Unterrichtsdesign zum literarischen Lernen anhand des Point-and-Click-Adventures "The whispered World" (Daedalic Entertainment 2014). Hierzu gehört das Konzept zur Nutzung der ludonarrativen Figur für einen kompetenzorientierten Literaturunterricht ebenso wie konkrete Unterrichtsmaterialien. Dieses Unterrichtsdesign wurde in drei Zyklen an einer Bremer Grundschule erprobt, erforscht und weiterentwickelt.
Drittens wird auf fachdidaktischer Ebene eine lokale Theorie zu den gegenstandsspezifischen Lehr-Lernprozessen erarbeitet, die wiederum die Modellierung (1) und den Designprozess (2) informiert. Im Rahmen der Analyse ist nun u.a. von Interesse, inwiefern Lernende im Rahmen der Lernaktivitäten Figurenperspektiven interpretieren und nachvollziehen. (Juli 2020)

Die Arbeit wurde am 5. April 2024 erfolgreich an der Universität Bremen verteildigt und erscheint demnächst digital.


Katharina Düerkop (M.Ed.) war Stipendiatin im Graduiertenkolleg "Duale Promotion" an der Universität Bremen. Hier hat sie zuvor Germanistik, Musikpädagogik und Elementarmathematik studiert und absolvierte 2018 die Zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Grundschulen. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Erzählen in Kinder- und Jugendmedien. Besonders interessiert sie sich für das narrative Computerspiel, welches sie sowohl aus fachwissenschaftlicher als auch aus deutschdidaktischer Perspektive untersucht. Ihr Masterstudium schloss sie mit einer Arbeit zum Einsatz narrativer Computerspiele im Literaturunterricht der Grundschule ab. Die Bearbeitung dieses Forschungsdesiderates führte sie in ihrem Dissertationsvorhaben fort.

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